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„IoT fühlt sich noch immer an wie Internet in den 90ern.“ Robert Jänisch (Foto: OH)

30 Tage, dann steht der Prototyp: Robert Jänisch setzt bei seinem Start-up IOX Labs aufs Internet der Dinge, und er weiß: Ohne ein funktionierendes Vorab-Modell klappt es nicht.

Von Helmut Martin-Jung

Gereizt hatte sie ihn ja schon länger, die Start-up-Welt. Aber als Robert Jänisch dann vor fünf Jahren einem Start-up half, das Motoren für Skateboards entwickelte, lernte er, wie wichtig es ist, Prototypen sehr schnell bauen zu können. Und so machte er Rapid prototyping, wie man das auf Englisch nennt, zu einem Geschäft, zu seinem eigenen Start-up. Mehr als hundert Projekte hat Jänischs Firma IOX Labs mit Sitz in Düsseldorf seither bereits umgesetzt. "Man braucht Prototypen, um zu überzeugen", sagt der 39-Jährige. Sein Versprechen: In 30 Tagen entwickelt IOX Labs mit den Kunden zusammen eine solche Vorversion eines möglichen neuen Produkts.

IOX Labs hilft Firmen aus den verschiedensten Branchen dabei, Projekte umzusetzen. Zu einem wichtigen Thema ist für das Unternehmen die Vernetzung von Sensoren geworden. Möglich wurde das durch einen speziellen Dienst, den die Mobilfunkanbieter bereitstellen: Narrowband IoT. Es handelt sich dabei um einen Standard für den Mobilfunk, der besonders für die Vernetzung von Maschinen und von Sensoren entwickelt wurde. Er zeichnet sich aus durch eine gute Abdeckung und geringen Energiebedarf.

Für den Kommunikationskonzern Vodafone entwickelte IOX zum Beispiel eine Art Ring, den man an Straßenlaternen anbringen kann. Er hat Sensoren an Bord, etwa für Stickoxide, aber auch Kameras, mit deren Hilfe sich feststellen lässt, wie viel Verkehr gerade herrscht. Liefern die Geräte dann Daten, müssen diese natürlich auch ausgewertet werden. Deshalb, sagt Jänisch, sei meist auch künstliche Intelligenz mit im Spiel. Für die Zukunft sieht Jänisch ein "Riesenpotenzial" in der zunehmenden Vernetzung, etwa wenn es darum geht, Energienetze dezentral zu steuern. Die Geräte müssten sich mehr und mehr untereinander absprechen, sagt er: "Das Haus muss wissen, woher es Energie bekommt."

Jänisch kommt eigentlich aus dem Bankwesen und hat sich früher darum gekümmert, Software auf Geldautomaten zu verteilen. Davor hatte er eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann absolviert und sich selbst weitergebildet. Eines der Themen, auf die er in seinem Job immer wieder stößt, ist Sicherheit - ein Aspekt, an den im Internet der Dinge oft zuletzt gedacht wird. "Da gibt es einen Roboterrasenmäher, der speichert das Wlan-Passwort im Klartext", erzählt er, "in vielen Firmen sind die im Wlan-Netz."

An Aufträgen mangelt es Jänischs Firma nicht. Nachdem er anfangs vor allem Konzerne wie Eon oder Henkel zu seinen Kunden gezählt hat, kommen nun auch mehr und mehr Mittelständler auf ihn zu. Die wollen entweder ein bestehendes Geschäft durch Vernetzung effizienter machen. Andere wollen sich ein ganz neues Geschäftsfeld erschließen. IOX Labs wächst daher seit der Gründung beständig mit Raten von 50 Prozent pro Jahr. Investoren, die das mit ihrem Geld noch weiter beschleunigen könnten, will Jänisch allerdings nicht in der Firma haben.

Die gut 20 Mitarbeiter konzentrieren sich mittlerweile auf das Internet of Things (IoT), also die Vernetzung von Maschinen und Sensoren. Anfangs war die Firma weitaus weniger stark fokussiert, sagt Jänisch. Da wurde dann auch schon mal ein interaktives Poster entwickelt, das auf Töne und Sprache reagierte. So etwas macht IOX Labs heute nicht mehr. Jänisch setzt auf Vernetzung, dort gebe es noch viel zu tun, sein Team aus Experten für Hard- und Software sei dafür gut gerüstet. "IoT fühlt sich noch immer an wie Internet in den 90ern", sagt er. Von Smart Citys werde zwar viel geredet, aber: "Wir müssen da erst Erfahrungen sammeln - was hilft uns wirklich?"

© SZ vom 03.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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